Na so war das eigentlich nicht gemeint. Schon Anfang Januar flatterten die Nerven beim Gedanken an die bevorstehende Saison auf Föhr und nun – von heute auf jetzt – Stillstand.
Eine Ruhe, mit der niemand rechnete
Die Touristen, die weit vor Ostern anreisten, mussten die Insel verlassen. Die Vermieter bekamen immer mehr Stornierungen für die kommenden Monate. Mit diesen Einnahmen hatten sie bereits gerechnet und Schönheitsreparaturen in den Wohnungen beauftragt.
Nach und nach schlossen die Gaststätten und Bars, der Einzelhandel, der nichts mit Lebensmitteln und dem täglichen Bedarf zu tun hat, musste dicht machen. Auch die Hundepension bekam Stornos, nicht nur von Gästen, sondern auch von den Insulanern selbst, da diese ihren Urlaub absagen mussten und ihre Vierbeiner zu Hause betreuen können.
Die Stürme und Sturmfluten, die die Insel in den ersten zwei Monaten heimsuchten, waren enorm, die Aufräum- und Reparaturarbeiten liefen an. Alle Handwerker hatten rund um die Uhr zu tun, die Auftragsbücher sind voll für Arbeiten in den Ferienwohnungen, die schon bald so vielen Gästen eine Heimstatt für Wochen bieten sollten.
Die Hotels dachten sich neue Konzepte für die Gäste aus, ob im Restaurant- oder im Spa-Bereich. Die Mitarbeiter erlernten neue Techniken in verschiedenen Bereichen und freuten sich, das neue Wissen an die Gäste weitergeben zu können.
Die Hektik stieg immer weiter mit diesen Gedanken:
Touristen hier, Touristen da, schlechte Laune am Strand, im Watt und im Restaurant, weinende Kinder, grölende Jugendliche, die vor Langeweile nicht wissen, wohin mit sich. Radfahrer, die Fußgänger beiseite drängeln, Hunde, die auf Durchzug stellen, wenn Herrchen ruft und ihr Geschäft in schöner Regelmäßigkeit sichtbar für andere auf der Wiese hinterlassen.
Herzlichkeit auf Föhr…
Aber auch Herzlichkeit ist zu spüren, der Dank der Gäste, wenn es ihnen geschmeckt hat, das Lob dem Masseur, wenn sich der Rücken entspannt anfühlt, Freude bei einem neu gekauften Schmuckstück, an einem neuen Buch, mit dem man Eis essend im Strandkorb versinkt. Mit Freunden ein Glas Wein genießend den Sonnenuntergang in sich aufnehmen, um davon zu zehren, wenn es zurück nach Hause und an den Arbeitsplatz geht. So viele Menschen erleben Föhr intensiv, um abzuspannen, sich auszuklinken aus einer Welt, die immer lauter, schneller, fordernder wird.
Ein Leben, das viele Menschen leben, mit dem sie aber nicht zufrieden sind.<
Corona hat jetzt Einhalt geboten, zwar dazu gezwungen, zu stoppen, aber es sieht so aus, als musste das jetzt so sein. Die Insel Föhr ist leer, einsam, abends niemand mehr unterwegs, die Wellen streicheln den Strand, ohne dass Füße den Sand umwühlen. Stille, Einsamkeit für die, die allein leben, denn Kontakte hat man hier nur innerhalb der eigenen Wohnung mit der Familie.
Föhr #stayathome
Die Anordnung, zu Hause zu bleiben, um das Virus einzudämmen, wurde auf der Insel sehr schnell und sehr gut befolgt – das Leben schlief ein.
Föhr liegt da wie das Dornröschenschloss, wenn man nicht aufpasst, nimmt sich die Natur einfach, was sie will.
Und doch sind wir uns einig: Die Insel lebt, aber leise. Es wird ein bisschen gebaut, gewerkelt, die ersten Rasenflächen werden gemäht, es wird aufgeräumt, Gestrüpp beseitigt, Pflanzen zurecht gestellt, um bald im Garten eine neue Fläche zu verschönern. Man lächelt sich zu, wenn man sich trifft beim Gassigang.
Das Einkaufen ist schnell erledigt, keine Schlangen an den Kassen, Abstand wird gewahrt und immer gibt man sich den Herzenswunsch mit: bleib gesund. Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Blütenallergie, auch dies taucht natürlich auf, wie jedes Jahr. Aber im Kopf schwingt immer die Ungewissheit mit, ist es das Virus oder hat es die Insel nicht erreicht? Das wünschen wir uns alle und wollen alles dafür tun.
Unsere Restaurants wollen wir stärken, indem wir ihren Lieferservice in Anspruch nehmen, nur sitzt eben bei vielen der Taler nicht mehr so locker, weil keiner weiß, wie lange die Insel-Wirtschaft lahm liegt.
Faszinierend, den Tieren jetzt zuzusehen. Sie kümmert es nicht, dass alle zu Hause sind, sie freuen sich. Rehe streifen durch die Straßen, die Vögel bauen fleißig ihre Nester, die ersten Hummeln suchen Blüten. Die Natur zeigt uns, dass es weiter geht, dass die Welt in einer anderen Art und Weise weiter existiert. Nehmen wir diese Ruhe und Gelassenheit in uns auf. Bauen wir danach unser Leben ein bisschen langsamer, friedlicher und liebevoller auf, als wir es bis jetzt getan haben, um der Hektik, die Corona uns abgewöhnt hat, die Stirn zu bieten – für uns und für alle Lebewesen.
Was hältst du davon? Wie stellst du dir das Leben nach Corona vor und was sollte sich ändern?
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